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G 12.032 CoverAnonymus (L. Detry?) (fl. 1721–1727)
Sonata d-Moll

für Altblockflöte und Basso continuo
Herausgegeben von Peter Thalheimer

Girolamo G 12.032, Partitur und 2 Stimmen, € 16,00
ISMN 979-0-50084-051-0

Beispielseite

G 12.031 G 12.033




 



Vorwort

Erbprinz Friedrich Ludwig von Württemberg-Stuttgart (1698–1731), Sohn des württembergischen Herzogs Eberhard Ludwig, spielte Blockflöte und Traversflöte. Von seiner reichhaltigen Notenbibliothek sind heute noch etwa 320 Werke erhalten. Offensichtlich wurde in seinem Umfeld französische, italienische und deutsche Kammermusik gepflegt. Zu diesem Repertoire gehören auch einige Stücke mit Blockflöte, die mittlerweile gedruckt vorliegen, so z. B. das berühmte Quintett in h-Moll von Loeillet für zwei Flauti di voce, zwei Flauti traversi und Generalbass, die Blockflöten-Sonate in c-Moll von Louis Detry und das Concerto B-Dur für Flauto piccolo, das Georg Friedrich Händel bzw. Antonio Montanari zugeschrieben wird.

In der Notensammlung des Erbprinzen befindet sich auch ein handschriftlicher Partitur-Sammelband mit sechs Werken unterschiedlicher Besetzung, der jetzt unter der Signatur Mus. Saec. XVII.-51.1–6 in der Universitätsbibliothek Rostock aufbewahrt wird. Darin ist als viertes Stück eine Sonata für Flauto Solo mit Generalbass enthalten, die hiermit erstmals veröffentlicht wird. Die Flötenstimme ist im französischen Violinschlüssel notiert und für die f1-Blockflöte bestimmt. Allerdings enthält die Stimme zahlreiche große Sprünge und Arpeggien, die in ihrem Zusammenwirken mit dem Generalbass eher an eine solistische Fagottpartie als an eine Blockflötenstimme erinnern. Es ist wohl kein Zufall, dass die Komposition eine Ausführung der Solostimme – zwei Oktaven tiefer – auf dem Fagott zulässt, ohne dass problematische Stimmkreuzungen mit dem Bass auftreten. Vielleicht war das Werk ursprünglich für Fagott bestimmt und wurde erst beim Eintrag in den Sammelband der Blockflöte zugewiesen.1

Wie alle Werke des Sammelbandes ist die Sonate von einem namentlich nicht bekannten Schreiber geschrieben. Ekkehard Krüger nennt ihn Stimmbuchschreiber C2 und ordnet ihm auch weitere Notenmanuskripte der Stuttgarter Hofmusik zu. Bei keinem der Werke des Sammelbandes ist der Komponist genannt und von keinem ist bisher eine konkordante Überlieferung entdeckt worden. Ekkehard Krüger nimmt deshalb an, dass es sich um Kompositionen aus dem Umkreis der Stuttgarter oder Ludwigsburger Hofkapelle handelt.3 Die vorliegende Sonate könnte vielleicht von dem Fagottisten Louis Detry stammen, der nach Engagements in Braunschweig (1721) und Würzburg (1722) im Jahr 1727 an den Württembergischen Hof nach Stuttgart kam. Allerdings ist von ihm bisher nur eine einzige Komposition bekannt, eine virtuose Blockflötensonate, die ebenfalls zur Bibliothek des Erbprinzen Friedrich Ludwig gehört.4 Weil die Basis für einen stilistischen und satztechnischen Vergleich sehr schmal ist, wurde für die vorliegende Edition als Komponistenangabe "Anonymus (Louis Detry?)" gewählt.

Für den Erstdruck wurde die Blockflötenstimme vom französischen in den gewöhnlichen Violinschlüssel übertragen. Die Generalbassaussetzung ist ein Vorschlag des Herausgebers, der improvisatorisch erweitert werden kann. Weitere Zusätze des Herausgebers erscheinen in Klammern, ergänzte Artikulationsbögen sind durchbrochen notiert.

Der Universitätsbibliothek Rostock sei für die freundlich erteilte Publikationserlaubnis gedankt.

Ilshofen, im Mai 2016, Peter Thalheimer

 

1 Die alternative Verwendung von Blockflöte und Fagott ist durch mehrere Werke Georg Philipp Telemanns bekannt.

2 Ekkehard Krüger: Die Musikaliensammlungen des Erbprinzen Friedrich Ludwig von Württemberg-Stuttgart und der Herzogin Luise Friederike von Mecklenburg-Schwerin in der Universitätsbibliothek Rostock, Beeskow 2006, Band II/2, S. 1316.

3 Ekkehard Krüger, Band II/2, S. 1318.

4 Neuausgaben: Louis Detry: Sonate en Ut mineur pour flûte à bec et basse continue, hrsg. von Pierre Boragno, Paris 2004, Edition Delrieu, G.D. 40102; Detri (Manuskript Rostock): Solo Flute à Bec. Sonate in c-moll für Blockflöte und Basso continuo, hrsg. von Olaf Tetampel, Bremen 2003, Edition Baroque eba 1117.

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